Hundebegegnungen – warum manche Hunde keine anderen mögen (und das okay ist)
Nicht jeder Hund liebt andere Hunde – und das ist völlig in Ordnung.
Genau wie wir Menschen nicht mit jedem reden oder Körperkontakt möchten, gibt es auch Hunde, die lieber Abstand halten. Manche Hunde sind sozial und genießen Begegnungen, andere sind vorsichtig, unsicher oder einfach wählerisch, mit wem sie in Kontakt treten wollen.
Oft entstehen Schwierigkeiten, weil wir Menschen glauben, unser Hund müsse „gut sozialisiert“ sein und sich mit allen verstehen. Doch das ist ein Irrtum. Kein Hund ist unsozial, nur weil er Begegnungen meidet oder andere anbellt. Er zeigt damit lediglich, dass er Distanz braucht, um sich sicher zu fühlen.
Hundebegegnungen sind für viele Vierbeiner hoch emotionale Momente. Schon auf Distanz werden über Körpersprache, Blickrichtung, Körperhaltung und Energie unzählige Signale ausgetauscht. Wenn zwei Hunde aufeinander zulaufen, während ihre Menschen an gespannten Leinen festhalten, entsteht leicht ein Konflikt. Der Hund spürt die Spannung, reagiert darauf – und versucht oft, sich Raum zu verschaffen.
Das sieht dann nach „Aggression“ aus, ist aber meist ein Hilferuf nach Abstand.
Ein Hund, der bellt, knurrt oder die Rute hochträgt, möchte nicht zwangsläufig „dominieren“. Er versucht, sich selbst zu schützen oder unangenehme Situationen zu vermeiden. Es ist seine Art zu sagen: „Mir ist das zu nah – bitte geh weg.“ Wenn wir diese Signale ernst nehmen, können wir ihm helfen, sicherer zu werden, anstatt ihn zu korrigieren.
Abstand ist kein Rückschritt, sondern ein Zeichen von Achtsamkeit.
Indem wir Begegnungen in ruhiger Atmosphäre gestalten, Raum schaffen und Tempo herausnehmen, vermitteln wir Sicherheit. Der Hund lernt, dass nichts Bedrohliches passiert, wenn er ruhig bleibt – und dass sein Mensch die Situation für ihn regelt. So entsteht Vertrauen, das weit mehr bewirkt als jedes „Sitz“ oder „Aus“.
Auch lohnt sich der Blick auf die eigene Haltung. Hunde spüren, wie wir uns fühlen. Wenn wir selbst verkrampft, angespannt oder unsicher sind, überträgt sich das unmittelbar. Eine bewusste, ruhige Körpersprache und klare Führung geben dem Hund Orientierung.
So können wir Schritt für Schritt lernen, Situationen zu entschärfen – nicht durch Kontrolle, sondern durch gegenseitiges Vertrauen und Verständnis.
Es ist also kein Problem, wenn dein Hund andere Hunde nicht mag.
Er braucht keine Freundschaften auf jeder Gassirunde – er braucht Sicherheit, Raum und Akzeptanz. Wenn du lernst, seine Signale zu lesen und ihn vor Überforderung zu schützen, wird jede Begegnung entspannter.
Und manchmal ist es der größte Liebesbeweis, einfach zu sagen: „Du musst da nicht hin – ich sehe dich.“