Handicap-Hunde gehören zu den unsichtbarsten Tieren im Tierheim.
Während gesunde Hunde noch eine gewisse Chance auf Adoption haben, bleiben sie oft zurück. Blind, taub, dreibeinig oder gelähmt – zu oft wird vorschnell geurteilt, dass ein solches Leben keine Qualität haben könne. Doch das entspricht nicht der Realität.
Ich selbst hatte eine gelähmte Hündin. Viele Menschen haben wahrscheinlich gedacht, ihr Leben sei eingeschränkt, traurig oder mühsam. Aber das Gegenteil war der Fall.
Sie war fröhlich, voller Lebensfreude, neugierig, voller Energie und unglaublich charakterstark.
Sie hat mir täglich gezeigt, wie wenig ein Handicap darüber aussagt, ob ein Hund glücklich sein kann. Ein Hund hadert nicht mit seinem Schicksal. Er fragt nicht danach, wie es „früher“ war oder wie es „sein könnte“. Er lebt, liebt und freut sich – so wie er ist.
Leider wird im Alltag viel zu schnell geurteilt.
Ein blinder Hund könne nicht spielen, ein dreibeiniger Hund könne nicht laufen, ein gelähmter Hund sei eine Last.
Wer die Tiere kennt, weiß, dass das schlicht falsch ist.
Blinde Hunde orientieren sich mit Geruch, Gehör und einer beeindruckenden inneren Landkarte. Taube Hunde lesen die Körpersprache ihres Menschen und reagieren wunderbar auf Handzeichen. Dreibeiner laufen, springen und toben mit einer Lebensfreude, die nichts vermissen lässt. Gelähmte Hunde im Rollwagen flitzen lachend über Wiesen – und oft vergisst man beim Zuschauen, dass hier überhaupt ein Handicap besteht.
Was diese Hunde wirklich brauchen, ist kein Mitleid, sondern Menschen, die sie so annehmen, wie sie sind, als einzigartige Persönlichkeiten, als treue Begleiter, als Freunde fürs Leben.
Natürlich bedeutet die Adoption Verantwortung. Manchmal braucht es Anpassungen im Zuhause, Wissen über besondere Bedürfnisse oder tierärztliche Begleitung. Aber es bedeutet vor allem, sich auf einen Hund einzulassen, der trotz seiner Einschränkungen voller Stärke, Freude und Dankbarkeit steckt.
Wer einem Handicap-Hund eine Chance gibt, bekommt keinen „armen Hund“. Er bekommt einen außergewöhnlichen Gefährten, der uns Menschen etwas lehrt, was kein Ratgeber je vermitteln kann: Lebensfreude trotz aller Widrigkeiten, Vertrauen trotz Enttäuschungen, Mut trotz Einschränkungen.
Vielleicht sollten wir also viel vorsichtiger sein, wenn wir über die Lebensqualität eines Tieres urteilen. Denn oft sind es gerade die vermeintlich „gebrochenen“ Hunde, die uns zeigen, was wahre Stärke und Liebe bedeutet.
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