Auslandstierschutz mit Verantwortung

Der Auslandstierschutz ist eine tragende Säule im Kampf gegen weltweites Tierleid. Unzählige Hunde und Katzen leben auf Straßen, in überfüllten Tierheimen oder Tötungsstationen – oft ohne Aussicht auf ein besseres Leben.

Tierschutzvereine, die diesen Tieren helfen, verdienen Anerkennung. Aber auch sie stehen vor einer tiefgreifenden Verantwortung. Denn Tiere zu vermitteln heißt, Leben zu verändern – im besten, aber manchmal auch im schlimmsten Sinne.

Vermittlungen dürfen deshalb nicht unter dem Druck geschehen, „möglichst viele Tiere“ zu retten – sondern nur dann, wenn sie fachlich fundiert, ehrlich und im Sinne des Tieres vertretbar sind.

Einschätzungen müssen stimmen – aber wer hat die Kompetenz dazu?

Jedes Tier ist anders. Ein ängstlicher Hund reagiert völlig anders als ein aufgeschlossener, ein überforderter Hund anders als ein souveräner. Deshalb ist eine korrekte Einschätzung der Tiere absolut essenziell – sie ist der Grundstein für jede gelungene Vermittlung.

Doch wer nimmt diese Einschätzung vor? Wer hat wirklich die Kompetenz, ein Tier – häufig aus einem überfüllten Shelter oder einer Pflegestelle im Ausland – so einzuschätzen, dass seine zukünftigen Menschen gut informiert und vorbereitet sind?

Nicht jeder Helfer vor Ort ist in der Lage, das Verhalten differenziert zu beurteilen, nicht jeder Vermittler ist hierzu in der Lage. Und auch nicht jeder Verein nimmt sich die Zeit, genau hinzusehen.

Eine ehrliche Vermittlung aber braucht Fachkenntnis, Beobachtungszeit und ein tiefes Verständnis für Hundeverhalten – gerade bei traumatisierten oder unsicheren Tieren.

Wer trägt die Verantwortung?

Die volle Verantwortung für die Vermittlungen trägt immer der Vorstand des jeweiligen Vereins. Auch wenn viele helfende Hände mitwirken – am Ende stehen rechtlich und ethisch die Entscheidungsträger des Vereins dafür ein, welche Tiere in welche Hände gegeben werden. Diese Verantwortung ist groß – und sie endet nicht mit der Unterschrift unter einem Schutzvertrag.

Gleichzeitig besteht die tägliche Herausforderung darin, Tiere an Menschen zu vermitteln, die man im Grunde kaum kennt. So sorgfältig die Vorgespräche, Vorbesuche und Fragebögen auch sein mögen – wir sehen immer nur bis vor den Kopf. Menschen können sich verstellen, sich selbst überschätzen oder schlicht falsche Vorstellungen vom Tier mitbringen.

Das macht jede Vermittlung zu einer Gratwanderung. Und zu einer enormen emotionalen Belastung für Tierschützer, die im besten Sinne des Wortes „vermitteln“ möchten – zwischen Tier und Mensch, zwischen Vergangenheit und neuer Zukunft.

Was macht also eine ehrliche Vermittlung aus?

Gerade deshalb ist es als Tierschutzverein so wichtig, sich von anderen Organisationen abzugrenzen. Von solchen, die auf Masse statt auf  Klasse setzen. Die Tiere beschönigen, medizinische Standards vernachlässigen oder keine echte Nachsorge betreiben.

Ehrlicher Tierschutz erkennt man daran, dass er auch „Nein“ sagt.
Dass nicht jedes Tier zu jedem Menschen passt.
Dass Offenheit wichtiger ist als schnelle Vermittlungszahlen.
Dass auch Schwierigkeiten, Ängste und Baustellen ehrlich benannt werden.

Eine seriöse Vermittlung bedeutet:

*sorgfältige Beobachtung und eine realistische Einschätzung des Tieres

*medizinische Grundversorgung, Impfung, Entwurmung und Transport mit Kompetenz

*klare Kommunikation – auch über mögliche Probleme

Gewissenhafte Auswahl der Adoptanten, inklusive persönlichem Gespräch und Vorbesuch/Online-Gespräch zur eigenen Einschätzung

Schutzverträge, Nachkontrollen, dauerhafte Erreichbarkeit

Und vor allem, das Wohl des Tieres steht immer an erster Stelle!

Tierschutz ist Verantwortung – für beide Seiten.

Als Tierschützer hat man die Aufgabe, mit bestem Wissen und Gewissen zu handeln – auch wenn das bedeutet, langsamer oder vorsichtiger zu vermitteln. Und es ist in meinen Augen die Pflicht eines jeden Tierschützers, Verantwortung zu übernehmen – selbst wenn man sich damit manchmal angreifbar macht oder Erwartungen enttäuscht.

Es geht nicht darum, möglichst viele Tiere nach Deutschland zu holen – sondern darum, den richtigen Weg für jedes einzelne Tier zu finden.

Das heißt auch, Verantwortung zu tragen für etwas, das man nie ganz kontrollieren kann. Eine der schwersten Aufgaben im Tierschutz – aber auch eine der wichtigsten.

Benötigst du Beratung zu diesem Thema? Schreib mir gerne oder ruf mich an.