Warum mir das Wort "Gehorsam" widerstrebt

 

 

Warum mir das Wort „Gehorsam“ widerstrebt

In der Arbeit mit Tieren stoße ich immer wieder auf das Wort „Gehorsam“. Es begegnet mir in Trainingsanleitungen, in der Alltagssprache von Tierhaltern und nicht selten auch in Erwartungshaltungen: Das Tier soll „gehorchen“, am besten sofort und widerspruchslos. Doch genau hier beginnt mein innerer Widerstand – denn dieses Wort steht für ein Menschenbild vom Tier, das ich nicht teile.

„Gehorsam“ impliziert eine Hierarchie, ein Machtgefälle, ein einseitiges „Du musst, weil ich es sage“.

Es lässt keinen Raum für Dialog, für gegenseitiges Verständnis oder für die individuellen Bedürfnisse und Emotionen des Tieres.

Es reduziert das Tier auf ein funktionierendes Objekt, statt es als fühlendes, denkendes und kommunikationsfähiges Wesen wahrzunehmen.

In meiner Arbeit steht die Beziehung im Mittelpunkt – eine Beziehung, die auf Vertrauen, Respekt und Kooperation basiert. Tiere kommunizieren mit uns, wenn wir bereit sind zuzuhören. Sie lernen, wenn wir sie verstehen und ihnen echte Motivation bieten – nicht durch Zwang, sondern durch Einsicht und positive Erfahrungen.

Es geht mir nicht darum, dass ein Tier „gehorcht“, sondern darum, dass es versteht, mitarbeitet und sich sicher fühlt.

Aus verhaltensbiologischer und lerntheoretischer Sicht ist es zudem weit wirksamer und nachhaltiger, auf positive Verstärkung, Wahlmöglichkeiten und klare Kommunikation zu setzen.

Ein echtes Lernverhalten entsteht nicht durch Unterordnung, sondern durch emotionale Sicherheit, soziale Bindung und die Möglichkeit, eigene Strategien zu entwickeln.

Genau hier setzt eine moderne, tiergerechte Verhaltensberatung an – nicht beim Gehorsam, sondern beim gegenseitigen Verstehen.