Distanzbedürfnisse beim Hund

Distanzbedürfnisse beim Hund -Respekt beginnt mit Abstand-

Nähe ist nicht gleich Liebe – und warum Hunde Raum brauchen.

In der Beziehung zu unseren Hunden ist Nähe für uns Menschen oft ein Ausdruck von Liebe und Verbundenheit. Doch für viele Hunde – insbesondere Tierschutzhunde – kann zu viel oder falsch verstandene Nähe Stress, Angst oder sogar Bedrohung bedeuten.

Hunde sind soziale Wesen, ja – aber sie kommunizieren ihre Bindung über Vertrauen und Freiheit, nicht über ständige körperliche Nähe.

Gerade bei Tierschutzhunde ist Distanz oft eine Überlebensstrategie!

Viele Hunde aus dem Tierschutz haben in ihrer Vergangenheit negative Erfahrungen mit Menschen gemacht.

Sie kennen kein Leben im Haus, keine Reize wie Lärm, fremde Gerüche oder enge Begegnungen mit Fremden. Ihre individuellen Distanzzonen – körperlich und emotional – sind oft deutlich größer als bei souverän sozialisierten Familienhunden.

Typische Merkmale von Hunden mit erhöhtem Distanzbedürfnis:

-Meiden von Blickkontakt oder körperlicher Nähe

-Rückzug bei Berührungen

-Stressanzeichen wie Hecheln, Gähnen, Züngeln

-Erstarren oder plötzliches Bellen bei Annäherung

Aus Verhaltenstherapeutischer Sicht weiß ich jedoch, Distanzverhalten ist Kommunikation.

Distanzverhalten ist kein "Ungehorsam", sondern eine klare Kommunikationsform.

Ein Hund, der sich zurückzieht, sagt: „Das ist mir zu viel.“

Ein Hund, der knurrt, sagt: „Ich brauche Abstand.“

Ein Hund, der schnappt, sagt: „Ich habe keine andere Wahl mehr.“

In meiner Arbeit als Verhaltenstherapeutin und Tierschützerin erlebe ich häufig, wie genau diese Signale ignoriert oder fehlinterpretiert werden – mit der Folge, dass Hunde unter Dauerstress stehen oder auffälliges Verhalten entwickeln.

Jetzt stellt sich die Frage, was man also konkret tun kann, um ein Distanzbedürfnis zu respektieren.

1. Beobachte Körpersprache bewusst

– Wie reagiert dein Hund bei Annäherung, Begrüßung, Berührung?

2. Erzwinge keine Nähe

– Lass deinen Hund entscheiden, wann er Kontakt aufnimmt. Freiwilligkeit schafft Vertrauen.

3. Nutze körpersprachliche Kommunikation

– Wende dich ab, geh in die Hocke, gib Raum statt zu bedrängen.

4. Vermeide Reizüberflutung

– Reduziere neue Eindrücke auf ein Minimum, besonders in der Anfangszeit mit einem Tierschutzhund.

5. Trainiere Orientierung statt Kontrolle

– Sicherheit entsteht durch Verlässlichkeit, nicht durch Zwang.

Tierschutz zum Beispiel fängt bereits im Alltag an.

Jeder Hund hat ein Recht auf seinen individuellen Wohlfühlabstand.

Tierschutz bedeutet nicht nur Rettung vor dem physischen Leid – sondern auch der Schutz vor psychischem Stress und Überforderung.

Gerade bei Hunden aus dem Auslandstierschutz oder aus schlechten Haltungsbedingungen ist es essenziell, ihre Geschichte zu berücksichtigen – und ihnen Raum für Entwicklung zu geben. Vertrauen kann man nicht anfassen. Aber man kann es auf Abstand wachsen lassen.

Benötigt ihr Hilfe bei Unsicherheit oder „auffälligem“ Verhalten? 

Ich unterstütze euch gerne – empathisch, professionell und auf Augenhöhe mit eurem Hund.