
Ein kritischer Blick auf unser krankes Tierschutzsystem.
Es ist spätabends. Wieder fährt irgendwo ein Transporter auf einen Hof, irgendwo in Deutschland. Darin: Hunde aus Südeuropa.
Ehrenamtliche haben monatelang Spenden gesammelt, Futter geschickt, Impfungen organisiert – ohne staatliche Unterstützung, ohne geregelte Hilfe.
Und am nächsten Tag? Beginnt für die neuen Halter die Realität: hohe Tierarztkosten, Bürokratie, Steuerabgaben – und das Gefühl, von einem System im Stich gelassen zu werden.
Ein Europa, zwei Welten
In vielen südeuropäischen Ländern wird Tierschutz fast ausschließlich von Freiwilligen getragen.
Es fehlen staatlich finanzierte Programme für Kastrationen, Aufklärung und nachhaltige Tierpopulation-Kontrolle.
Währenddessen investieren Menschen in Westeuropa Zeit, Geld und Herzblut, um geretteten Tieren ein Zuhause zu geben – und werden dafür finanziell und organisatorisch belastet.
Das Kernproblem: Preise, nicht nur Zuschüsse
Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) wurde zuletzt stark angehoben. Offiziell, um Qualität und Kostenentwicklung abzubilden – in der Praxis erleben Halter und Vereine drastische Preissteigerungen.
Notdienstpauschalen, Mehrfachabrechnungen, teure Medikamente. Ein plötzlicher Klinikaufenthalt kann leicht vierstellige Summen kosten.
Das Problem, Zuschüsse für Tierarztkosten wären nur ein Pflaster.
Was wir brauchen, sind realistische, angemessene Preise – und Sondertarife für eingetragene Tierschutzvereine, die den Großteil der Rettungsarbeit leisten.
Warum Vereine statt Einzelfälle fördern?
Ehrenamtliche Vereine tragen heute das, was eigentlich eine staatliche Pflicht sein sollte.
Sie springen ein, wenn Tiere ausgesetzt, misshandelt oder krank sind.
Ohne sie bräche der Tierschutz in Deutschland und ganz Europa in wenigen Wochen zusammen.
Aber, wenn Spenden ausbleiben – etwa weil Menschen selbst unter steigenden Lebenshaltungskosten und abartigen Tierarztrechnungen leiden – bricht diese Versorgungskette.
Das Ergebnis: Noch mehr Tiere ohne Hilfe.
Hundesteuer: Geld am falschen Ort
Viele glauben, ihre Hundesteuer würde direkt ins Tierwohl fließen. Falsch.
Diese Abgabe landet im allgemeinen Haushalt der Kommune – und damit oft in Straßenbau, Verwaltung oder andere Projekte.
Ein Vorschlag hierzu: Eine zweckgebundene Verwendung für Tierheime, Kastrationsprogramme und die direkte Entlastung von Vereinen.
Was wir wirklich brauchen
Regulierung der Tierarztkosten auf ein faires, nachvollziehbares Niveau.
Sondertarife für eingetragene, gemeinnützige Tierschutzvereine.
Zweckbindung der Hundesteuer für Tierheime und Präventionsarbeit.
Staatliche Grundfinanzierung für Tierschutzvereine, um eine Basisversorgung sicherzustellen – unabhängig von Spendenfluktuationen.
Wer ein Tier rettet, rettet ein Leben.
Wer ein Tier aufnimmt, übernimmt Verantwortung.
Aber diese Verantwortung darf nicht allein auf den Schultern Einzelner lasten.
Wenn wir Tierschutz ernst nehmen, müssen wir endlich auch die Menschen schützen, die helfen wollen.