Achtsam sein statt übergriffig

Viele Menschen meinen es gut – und verhalten sich trotzdem übergriffig ihrem Hund gegenüber. Oft ohne es zu merken. Dabei fängt übergriffiges Verhalten nicht erst bei körperlicher Gewalt an.

Es beginnt viel früher: wenn wir die Bedürfnisse und Grenzen unserer Hunde übergehen. Zum Beispiel, wenn wir einen Hund ins „Sitz“ drücken, statt ihm beizubringen, was das bedeutet.

Oder wenn wir ihn ruckartig an der Leine hinter uns herziehen, weil er zögert oder schnüffeln will.

Oder wenn ein kleiner Hund kurzerhand ins Auto „geworfen“ wird, weil es schneller geht, als ihn behutsam reinzuheben.

All das sind Situationen, in denen der Mensch bestimmt – ohne Rücksicht auf das Tier. Der Hund hat keine Wahl, keinen Einfluss, keine Kontrolle.

Und auch wenn es äußerlich harmlos aussieht, fühlt es sich für viele Hunde bedrohlich oder unangenehm an.

Sie zeigen das – durch Wegdrehen, Erstarren, Lecken über die Schnauze, eingeklemmten Schwanz oder Meideverhalten. Doch leider werden diese Signale oft übersehen oder als „zickig“, „störrisch“ oder „unerzogen“ abgetan.

Übergriffigkeit bedeutet: Ich gehe über die Grenze eines anderen hinweg – egal, ob bewusst oder unbewusst. Und genau das passiert im Alltag ständig.

Weil wir es nicht anders gelernt haben. Weil wir meinen, Kontrolle sei Erziehung. Oder weil wir gar nicht bemerken, wie laut ein leiser Hund eigentlich ist.

Dabei ist echte Beziehung etwas anderes. Sie braucht Respekt. Wahrnehmung. Und die Bereitschaft, hinzuschauen: Will mein Hund das gerade? Fühlt er sich wohl? Gibt es eine andere Lösung, bei der wir beide gewinnen?

Denn je mehr Raum wir unserem Hund geben, sich mitzuteilen, desto mehr Vertrauen entsteht. Und aus Vertrauen wächst Kooperation – ganz ohne Druck, ohne Zwang, ohne Übergriff.