
Wenn eine Katze beginnt, außerhalb ihrer Toilette zu urinieren oder Kot abzusetzen, ist die Irritation auf menschlicher Seite oft groß.
Schnell fallen Sätze wie „Das macht sie doch mit Absicht“ oder „Sie will mir etwas zeigen“. Doch solche Gedanken führen meist in die falsche Richtung – denn Unsauberkeit ist bei Katzen kein Zeichen von Trotz oder Protest, sondern Ausdruck eines inneren Ungleichgewichts. Es ist eine Form der Kommunikation. Ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt.
Katzen sind ausgesprochen reinliche Tiere. Wenn sie plötzlich ihr gewohntes Toilettenverhalten ändern, steckt dahinter fast immer ein Auslöser, den wir ernst nehmen sollten.
Manchmal sind es medizinische Ursachen wie eine Blasenentzündung oder Schmerzen. Oft aber auch psychische Faktoren: Stress durch Veränderungen im Umfeld, Konflikte mit anderen Tieren im Haushalt, eine zu unruhige Umgebung oder auch Unsicherheit durch neue Möbel, fremde Gerüche oder Besuch.
Nicht selten spielt auch die Gestaltung der Katzentoilette selbst eine Rolle. Steht sie an einem zu lauten Ort? Wird sie oft genug gereinigt? Gibt es genug Toiletten bei mehreren Katzen? Ist das Streu angenehm für empfindliche Pfoten? Für uns sind das Kleinigkeiten – für Katzen können sie entscheidend sein.
Unsauberkeit ist kein Problem, das „wegtrainiert“ werden kann. Es geht vielmehr darum, genau hinzusehen: Was stört das Tier? Was versucht es uns mitzuteilen?
In der Verhaltensberatung analysiere ich nicht nur das unerwünschte Verhalten selbst, sondern die ganze Lebenssituation der Katze. Ihr Wohlbefinden entsteht aus vielen kleinen Puzzlestücken – wenn eines davon aus dem Gleichgewicht gerät, kann sich das in ihrem Verhalten widerspiegeln.
Katzen sprechen selten laut. Aber sie sprechen – wir müssen nur bereit sein zuzuhören. Und manchmal beginnt dieses Zuhören genau dort, wo andere eben nur ein nasses Kissen sehen.